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Kakao/Bolivien
FAIRTRADE Kakao – Kooperative El Ceibo im Departement La Paz

Bolivien allgemein

Bolivien hat eine Größe von 1.098.581 km² und ist das fünftgrößte Land Südamerikas.
La Paz wird oft irrtümlich als Hauptstadt angenommen. Hier befindet sich allerdings nur der Regierungssitz, die verfassungsmäßige Hauptstadt hingegen ist Sucre.
Bolivien wird von zwei weit auseinander liegenden Ketten der Anden durchzogen, deren Höhen bis über 6500 m reicht. Dazwischen liegt das zentrale Hochland, das 3000 – 4000 m hohe Altiplano. Inmitten des Altiplano liegt der Titicacasee, durch dessen Mitte die Grenze zum Nachbarland Peru verläuft.
Der „Lago de Titicaca“ ist einer der höchstgelegenen Seen der Erde und der größte Binnensee Südamerikas und hat 36 Inseln. Zahlreiche Mythen und Legenden umgeben den „Heiligen See“, wie er auch noch genannt wird. Eine der bekanntesten Legenden besagt, dass seine Wasser, der Zufluchtsort von Sonne und Mond, während einer Überschwemmung tagelang im Dunkeln lagen, während sich die Götter der Schöpfung trafen. Ein anderer Mythos erzählt, dass der See, „die Mutter aller Wasser“, aus den Tränen entstand, die der Sonnengott vergoss, als die Pumas seine Kinder fraßen. Die Sonnen- und Mondinsel gelten in der Inka-Kultur als Orte der Schöpfung. Für die Indianerstämme Aymara und Quechua, sind diese Legenden nach wie vor Tatsachen, und so betrachten sie die Inseln als wirklich heilige Orte.
Die Salzseen im Südwesten des Landes sind ein weiteres Wunderwerk der Natur in Bolivien. Eine bizarre Wüste aus Salz in der mehrere Inseln verstreut liegen. Die Isla del Pescado ist wegen ihren gewaltigen, über 8 m hohen Kakteen die spektakulärste.
Bolivien zählt mit seinen ca. 8,72 Mio. Einwohner zum am wenigsten besiedelten Land Südamerikas.
Etwa zwei Drittel der Bevölkerung sind Indianer, meist Quechua und Aymara. Einen Großteil der Bevölkerung bilden Mestizen, die übrigen Bewohner des Landes sind Weiße und Nachkommen der altspanischen Kolonisten. Als Amtssprache gilt sowohl Spanisch als auch die Indianersprachen Quechua und Aymara.

FAIRTRADE Kakao – Kooperative El Ceibo im Departement La Paz

Die FAIRTRADE Kakao – Kooperative El Ceibo, mit 38 Basiskooperationen und mehr als 800 Mitgliederfamilien, liegt in der ca. 270 km von La Paz entfernten Region Alto Beni in dem kleinen Ort Sapecho.
Die Kakaoplantagen befinden sich auf einer Meereshöhe zwischen 450m und 2500m.
Ein Teil der Verwaltung, sowie eine Verarbeitungsanlage, in der Kakaopulver, Kakaobutter und einfache Schokolade für den heimischen Markt produziert werden, befinden sich in der auf 4100 Höhenmeter gelegenen Schwesterstadt von La Paz in El Alto.


Sapecho/Alto Beni/Bolivien


Region Alto Beni


Sapecho

Philosophie von El Ceibo

Das Unternehmen legt großen Wert auf korrekte Abwicklung in sämtlichen Bereichen. Korruption ist in Bolivien immer noch sehr weit verbreitet, El Ceibo möchte sich davon allerdings mit aller Deutlichkeit abwenden. Das „Consejo de Vigilancia“, sozusagen die Prüfungsabteilung, hat für sie daher große Bedeutung. Sämtliche Bereiche werden von diesem Consejo ständig überprüft und besonders im Bereich Finanzen legen sie großen Wert auf Übersichtlichkeit und Transparenz.
Bis auf wenige Ausnahmen werden sämtliche Positionen bei El Ceibo in La Paz und auch in Sapecho von Mitgliedern besetzt, die nach einem bestimmten Zeitraum von anderen Mitgliedern abgelöst werden. El Ceibo wird also von der Basis, seinen Mitgliedern, regiert und nicht von einer übergeordneten Instanz. Ganz wenige Nichtmitglieder, Spezialisten, werden hinzugezogen und diese können nur langfristig bei El Ceibo bestehen, wenn sie Loyalität zum System des Unternehmens beweisen.
Mindestens 2-mal im Jahr findet eine Generalversammlung statt, in der unter vielen anderen Belangen auch über die Einrichtung verschiedener Fonds abgestimmt wird. Es wurden bereits ein Gesundheitsfonds, ein Bildungsfonds und ein Fonds zur Unterstützung älterer Personen eingerichtet.
Ein Augenmerk richten sie auch auf die verstärkte Einbeziehung von Frauen in Führungspositionen. In Bolivien, wie auch in den anderen lateinamerikanischen Ländern, sind Frauen in der Arbeitswelt noch eine Minderheit und ihre Fähigkeiten werden völlig unterschätzt. El Ceibo möchte dem entgegenwirken, die Führungsposition der Abteilung Qualitätskontrolle wurde vor kurzem mit einer Frau besetzt.

Biologischer Anbau bei El Ceibo

Biologischer Anbau ist für El Ceibo schon lange ein Thema. Seit 1995 beschäftigen sie sich in diesem Bereich mit dem Anlegen von Mischkulturen, und so haben schon viele Kakaobauern und -bäuerinnen z.B. Bananen, Mais oder verschiedene Baumarten zwischen ihre Kakaobäume gepflanzt. Bananen und Mais tragen nur kurze Zeit Früchte und sterben schließlich. Die abgestorbenen Pflanzen verwandeln sich automatisch in Humus. Große Bäume wie z.B. Chamba, Flor de Mayo oder El Ceibo sind optimale Schattenspender für die Kakaopflanzen, wodurch das Wuchern von Unkraut verhindert wird. Übrigens, von letztgenanntem Baum übernahm das Unternehmen ihren Namen. Der Baum El Ceibo ist sehr beständig und selbst wenn er in Stücke gehackt wird beginnt er wieder auszutreiben.


Chamba, ein wunderbarer Schattenspender für die Kakaobäume.


El Ceibo, der Baum, der dem Unternehmen seinen Namen gab.

Eine herkömmliche, und von Nichtmitgliedern noch häufig angewendete, Methode ist das Abbrennen der alten Felder und Wiederaufbauen einer neuen Monokultur. Mit der Zeit wird der Boden hart und unfruchtbar, der Ertrag geringer. In der Mischkultur wird der Boden immer wieder automatisch mit neuen Mineralien angereichert, was auch langfristig gute und qualitätsvolle Erträge verspricht.

P.I.A.F. „Programa de implementaciones agroecologicas y forestales”

Das „Programm zur Umsetzung ökologischen Anbaus und Aufforstung“ beinhaltet 3 Bereiche:

In der Pflanzensamenbank können die Mitglieder, aber auch alle anderen Interessierten, Samen der verschiedensten Bäume kaufen, um durch die Umstellung auf Mischkultur dem Boden wieder optimale Qualität zu geben.


Pflanzensamenbank

43 verschiedene Arten (Bäume mit verschiedenen Früchten, Bäume deren Holz zur Weiterverarbeitung von Möbel Verwendung finden kann, medizinische Pflanzen…) gibt es im Gebiet Alto Beni und sie sind genauestens in einer von El Ceibo mit Hilfe verschiedener ausländischer Institutionen, wie z.B. des „Deutschen Entwicklungshilfedienst“, herausgegebenen Broschüre erfasst.


43 verschiedene Baumarten gibt es im Gebiet Alto Beni

Im „Entwicklungsbereich“ werden Kakaosetzlinge veredelt um Pflanzen mit höherer Qualität und besserem Ertrag zu erhalten, welche dann an Mitglieder und Nichtmitglieder verkauft werden.


Veredeln von Jungpflanzen

Neben alten, nicht sehr ertragreichen Kakaobäumen werden junge, veredelte Bäume gepflanzt, und wenn diese groß genug sind, wird der alte Baum abgeholzt.


Alter Kakaobaum wurde durch jungen, ertragreicheren ersetzt

El Ceibo beschäftigt sich allerdings nicht nur mit der Züchtung von Kakaopflanzen sondern mit einer Vielzahl der im Gebiet Alto Beni vorhandenen Bäume.


Kakaojungpflanzen


Zwei heimische Baumarten

In speziellen Kursen werden die Mitglieder laufend geschult, nicht nur im Bereich Mischanbau sondern auch in anderen Bereichen wie z.B. die Behandlung von Krankheiten, Organisation oder Buchführung.
Einmal im Jahr werden Kochkurse für Frauen und Männer angeboten, mit dem Ziel den Mitgliedern zu zeigen, was sie mit den zahlreichen Früchten, die sie nun zwischen dem Kakao anbauen, zubereiten können. Eine Woche lang kommen jeden Tag hauptsächlich Frauen, aber auch ein paar Männer nach Sapecho zu El Ceibo, wo sie unter Anleitung die verschiedensten Gerichte zubereiten.


Am Morgen werden die Teilnehmer des Kurses aus ihrer Gemeinde abgeholt und am Abend wieder zurückgebracht.


Erklärung der Zubereitung eines Gerichts


Nachspeise aus Bananen

Wir hatten Glück, denn unser Besuch fiel gerade in diese Woche und so wurden wir zum Probieren von einigen uns völlig unbekannten Köstlichkeiten eingeladen.


Köstliches aus Maniok

Besuch bei den Kakaobauern

Max baut auf ca. 6 ½ ha Kakao an, wo er ungefähr 20 Quintales (= 920 kg) Kakaobohnen ernten kann.


Max und Gabriele

Seit 1984 ist er Mitglied bei El Ceibo und gehört der Kleinkooperative „Villazon“ an. 17 Familien zählt diese Kooperative und wie alle anderen Kleinkooperativen finden mindestens 3 mal jährlich Versammlungen statt, in der über verschiedenste Belange entschieden wird, wie z.B. über die Aufnahme neuer Mitglieder. Max ist einer der Mitglieder, der in den letzten Jahren organisatorisch viel in der Zentrale in Sapecho mitgearbeitet hat. Je nach Amt beträgt die Wirkungsperiode zwischen 2 – 5 Jahre, nur wenige Posten werden bis zu 10 Jahren besetzt. Max gibt dieses Jahr sein Amt zurück und wird in den nächsten Jahren wieder verstärkt in der Kleinkooperative „Villazon“ Aufgaben übernehmen bzw. hat er wieder mehr Zeit, sich um seine Felder selbst zu kümmern. Während seiner Amtszeit wurde er sehr von seinem Nachbarn unterstützt, jetzt werden zwar seine Frau und seine drei Kinder weiterhin in Sapecho wohnen, er wird aber unter der Woche die meiste Zeit auf seinen Feldern verbringen und sich um seine Pflanzen kümmern.
Als wir ihn auf seinem Feld besuchten war die Kakaoernte leider schon vorbei, sonst hätte sich Philipp gleich nützlich gemacht.


Leider gab es keine Früchte mehr zum Ernten

Esteban ist einer der Gründer der Kleinkooperative „24 de septiembre“ und initiierte außerdem mit 4-5 weiteren Kakaobauern und -bäuerinnen 1973 einen Zusammenschluss, um ihre Produkte gemeinsam besser zu verkaufen zu können. Schon damals hatte er die Vision einmal die großen, schönen Bohnen ins Ausland zu verkaufen und die kleineren am heimischen Markt abzusetzen. Den Erfolg, das Know How und die gute Qualität der Bohnen zu erreichen, die El Ceibo heute vorweisen kann, davon hätte er nie im Leben geträumt. Noch vor der Gründung von El Ceibo 1977 schafften sie es als erste, trotz großer Hindernisse, Kakao in die USA zu exportieren.
Es macht ihn sehr zufrieden zurückzublicken und die Entwicklung vom Anfang bis zum heutigen Stand zu betrachten.


Haus von Esteban


Gabriele und Esteban

Esteban überzeugte seine Mitglieder Geschäftsbeziehungen mit dem „Fairen Handel“ einzugehen. Viele zweifelten am Nutzen dieser Verbindung und befürchteten ihre Selbständigkeit zu verlieren und plötzlich von anderen Stellen diktiert zu werden. Seit 1997 bestehen nun sehr gute Geschäftsbeziehungen zwischen El Ceibo und dem „Fairen Handel“ und das Prinzip der Selbstbestimmung und Selbständigkeit wurde bis heute gewahrt.
Ein weiteres Anliegen, von dem er schließlich ebenfalls seine Mitglieder überzeugen konnte, war der Umstieg auf organischen Kakao. Seit 1988/89 werden nun sukzessive immer mehr Kakaoplantagen auf Bioanbau umgestellt und mittlerweile gibt es nur noch wenig konventionellen Kakao.
Das Anlegen von Mischkulturen ist für ihn sehr wichtig um langfristig guten Kakao produzieren zu können. Viele Leute verstehen nicht, dass der Wald ein System ist, in dem jeder von jedem lebt. Die Pflanzen ergänzen sich und bieten sich daher optimale Bedingungen für die Produktion von qualitätsvollen Früchten.


Das Anlegen von Mischkulturen bringt qualitätsvolle Erträge

Seit der Gründung von El Ceibo hat er schon viele verschieden Ämter betreut, jetzt überlässt er allerdings gerne das Ruder den Jungen und kümmert sich ausschließlich um seine Kakaoplantagen.

Gregorio besitzt 2 h Kakaoplantagen und ist seit Beginn Mitglied bei El Ceibo.


Gregorio, Philipp und unser Fahrer Mario

Anfangs gehörte er der Kleinkooperative San Luis an, die allerdings sehr weit von Sapecho entfernt liegt, und daher der Transport der Kakaobohen sehr schwierig war. Seit 1995 gehört er der Kleinkooperative „Florantena“ an. Insgesamt besitzt er 12 ha, von denen 4 ha bis jetzt noch nicht bewirtschaftet werden. In naher Zukunft möchte er auch auf diesen Kakao anbauen, wozu ihm allerdings bis jetzt noch das Geld fehlt. Auf den restlichen 6 ha wachsen Orangen und andere Produkte für den Eigenverbrauch oder den Verkauf am lokalen Markt. Gregorio wohnt in Palos Blancos, ca 7 km von Sapecho, und fährt jeden Tag mit dem Rad ca. eine halbe Stunde um seine Felder zu bewirtschaften.
Als wir ihn besuchten war er gerade dabei die Kakaopflanzen auszuschneiden. In den Monaten August bis Oktober werden die trockenen Äste entfernt und die Pflanzen zurechtgeschnitten.


Gregorio beim Ausschneiden

Ihre Blüte wird dadurch verbessert, und so werden sie auch in der nächsten Periode wieder gute Erträge bringen.


Kakaoblüte

Wie kommt die Kakaobohne nach Österreich?  


Kakobohne

Nach dem Ernten der reifen Früchte wird die Schale von den weißen Kernen entfernt.


Kakaoernte


Auslösen der weißen Kerne.

Das Fermentieren und Trocknen findet bei den Bauern statt, und schließlich werden die Bohnen nach Sapecho zu El Ceibo transportiert.
Von dort werden sie mit einem LKW über eine der gefährlichsten Straße der Welt, der „Deathroad“, nach La Paz gebracht.


Trocknen der Kakaobohnen.


Lager in Sapecho.


Auf dem Weg nach La Paz.

Die Qualitätsendkontrolle für den Export, und schließlich der Versand vor allem nach Nordamerika und Europa finden in der Zentrale von El Ceibo in El Alto statt.
Nur Kakao aus biologischem Anbau tritt die lange Überseereise nach Europa und somit auch nach Österreich an!
Es war äußerst spannend El Ceibo und einige seiner Mitglieder kennen zu lernen. Wir wurden sehr offen und freundlich aufgenommen!
Die Kakaobauern und -bäuerinnen pflegen mit großer Sorgfalt und Liebe ihre Pflanzen, wobei das technische Know-how wird von El Ceibo vermittelt.
In dieser Kombination kann das Ergebnis wohl nur köstlicher, qualitätsv oller Kakao sein!